Freiwilliges Kirchgeld – warum es so wichtig ist

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freiwilliges Kirchgeld – eine gute Möglichkeit, die Kirche vor Ort zu unterstüzen.       (Foto: Kerstin Kleine)

In den nächsten Wochen werden die Kirchengemeinden des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg ihre Mitglieder wieder um ein „Freiwilliges Kirchgeld“ bitten und sie mit einem Brief direkt anschreiben. „Das ist für viele Menschen eine gute Gelegenheit ihre Verbundenheit direkt zur Kirche vor Ort zu zeigen“, betont Dekanin Eva Brinke-Kriebel.

 

Als „Erfolgsmodell“ beschreibt es die Kirchenkreis-Chefin. „Denn nur etwa ein Drittel unserer Mitglieder zahlt Kirchensteuer, weil sie an die Lohnsteuer gekoppelt ist.“

„Aber gerade auch diese Gemeindemitglieder leisten gern einen finanziellen Beitrag für ihre Kirche. Die Höhe des freiwilligen Kirchgeldes spielt dabei keine Rolle“, sagt die Dekanin. „Wir sind allen sehr dankbar, die uns durch ihre Kirchensteuer oder einen freiwilligen Beitrag oder auch beides unterstützen!“

 

Dennoch fällt es vielen Kirchenvorständen nicht unbedingt leicht, einmal im Jahr diesen Brief abzuschicken. Die Berndorfer Pfarrerin Angela Lehmann kennt nur zu gut die Zurückhaltung ihrer Kirchenvorstände, weil manche Angeschriebenen den Brief missverstehen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Freiwilligkeit zu betonen. In ihren Gemeinden Oberes Twistetal-Helmscheid und Gembeck wird in jedem Jahr diskutiert, welche Projekte für die freiwilligen Spenden attraktiv sind und benannt werden sollen.

Fakt ist, jede Gemeinde der Landeskirche Kurhessen-Waldeck ist angewiesen, ihre Mitglieder um eine freiwillige Spende zu bitten. Denn mit weiter sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer, wird die Finanzierung vieler Projekte der kirchlichen Arbeit, aber auch die Unterhaltung historischer Gebäude schwieriger. „Die Einnahmen schrumpfen in unserem Kirchenkreis hauptsächlich durch den demographischen Wandel, auch die Folgen der Corona-Pandemie mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit hinterlassen eine Lücke“, betont Eva Brinke-Kriebel.

 

„Die Kirche im Dorf lassen“ – das ist eine beliebte Redewendung für „nicht übertreiben wollen“ – selbstverständlich ist es allerdings schon lange nicht mehr, dass „wir in jedem Ort das Gemeindeleben im vollen Umfang aufrechterhalten können“, sagt Eva Brinke-Kriebel. Allein die laufenden Kosten abzudecken, fällt nicht nur den kleinen Kirchengemeinden schwer.

 

„Ich darf gar nicht an die steigenden Energiekosten denken“, blickt auch Pfarrerin Lehmann sorgenvoll in die Zukunft. Dank der bisher geleisteten Spenden konnte in den vergangenen Jahren mit Hilfe des freiwilligen Kirchgeldes beispielsweise die Orgel in Mühlhausen saniert, so manche Reparatur an und in den Kirchen in Angriff genommen werden. „Vieles versuchen wir auch in Eigenleistung zu stemmen – da besteht aber immer ein hohes Risiko in der Haftung“, sagt Pfarrerin Lehmann.

In Gembeck werden in diesem Jahr zum ersten Mal die Gemeindemitglieder um ein Freiwilliges Kirchgeld gebeten. Verwendet werden soll es entweder für die weitere Instandhaltung des Gotteshauses oder ganz konkret für die Gemeindearbeit mit ihren Konfirmandenfreizeiten oder den Grußheften zu Geburtstagen für ältere Gemeindemitglieder.

 

So haben sich im gesamten Kirchenkreis die Kirchenvorstände in den vergangenen Wochen Gedanken gemacht, welche Projekte am dringendsten sind und wofür geworben werden kann. Der Verwaltungsaufwand bleibt dabei gering, denn alle Gemeinden können auf ein automatisiertes System zurückgreifen, das von der Landeskirche zur Verfügung gestellt wird.

„Kirche ist und bleibt ein kostenintensiver Betrieb“, betont auch der Leiter des Kirchenkreisamtes, Bernd Merhof. „Wir sind auf weitere finanzielle Quellen angewiesen.“ Dekanin Eva Brinke-Kriebel fügt hinzu: „Trotz aller notwendiger Einsparungen, angefangen bei Personal bis hin zu Zusammenlegungen von Kirchengemeinden, bleiben immer noch immense Instandhaltungskosten.“ Aber auch sie betont immer wieder die Freiwilligkeit des Kirchgeldes und dankt schon jetzt allen, die „uns auf diesem Weg unterstützen“.

 

 

 

 

 



Vakanzen und erfolgreiche Zusammenschlüsse

Die neuen Landessynodalen

Die Synodalen des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg wählten aus ihren Reihen Vertreterinnen und Vertreter für die Landessynode. Jeweils mit großer Mehrheit wurden zwei Laienmitglieder und ein geistliches Mitglied mit den jeweiligen Stellvertretern und Stellvertreterinnen gewählt. Als Laienmitglieder in die Landessynode ziehen ein: Martin Gerhard (rechts) aus Vasbeck und Fritz Willems (Mitte) aus Korbach. Stellvertreterinnen sind Karin Jäger (nicht im Bild) aus Eppe und Susanne von Gevelt (2.v.r.) aus Rhoden. Einstimmig als geistliche Abgeordnete für die Landessynode gewählt wurde Dekanin Eva Brinke- Kriebel (2.v.l.) aus Korbach; ihr Stellvertreter ist Pfarrer Jörg Wagener (rechts) aus Meineringhausen. Foto: Kleine


Über aktuelle Entwicklungen im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg informierte Dekanin Eva Brinke-Kriebel die Synodalen. Sie berichtete von bleibenden Vakanzen bei den Pfarrstellen, Personalveränderungen auf Ebene der Landeskirche und von der Planung eines synodalen Studientages im Februar kommenden Jahres.

 

Unbesetzt bleiben auch zunächst über den 1. November hinaus die Pfarrstellen in Sachsenberg und Külte-Schmillinghausen. Eine weitere Vakanz wird im Laufe des Jahres in Adorf entstehen: Pfarrer Sascha Biehn-Tirre wechselt seine Stelle. „Diese Entwicklung macht mir Sorge und es ist eine große Belastung für die Kirchenvorstände, die Pfarrerinnen und Pfarrer in den Nachbargemeinden sowie für Prädikant*innen und Lektor*innen“, sagte die Dekanin. Sie bedankte sich in diesem Zusammenhang bei allen Beteiligten, die die Vertretungen in diesen Gemeinden übernehmen.

Eine weitere Vertretung steht in Korbach auf dem Plan: Pfarrerin Manuela Wolske (Nikolaikirche) erwartet ein Kind; das Pfarrerehepaar Blum, ebenfalls an der Nikolaikirche, erhält eine weitere halbe Stelle und kann die Vertretung damit übernehmen.

Als erfolgreich und sinnvoll habe sich die Gründung des Zweckverbandes evangelischer Kindertagesstätten Nordwaldeck erwiesen, ein Zusammenschluss der Kitas in den Kommunen Bad Arolsen, Volkmarsen und Twistetal unter Geschäftsführung von Pfarrer Christian Rehkate. Die „positive Entwicklung durch einen Zusammenschluss mit professioneller Leitung“ bescheinigte hier auch die Landeskirche – Ansporn auf Kirchenkreisebene auch im Altkreis Eisenberg einen Zusammenschluss zu schmieden.

 

Zwei Stellen wurden im Bereich des Diakonischen Werks neu besetzt, eine in der Flüchtlingsberatung, eine weitere in der Asylverfahrensberatung.

 

Zwei Wechsel gibt es zudem auf Ebene der Landeskirche: Propst Helmut Wöllenstein wurde in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge übernimmt ab November Pfarrer Dr. Volker Mantey aus Spangenberg. Und auch der ehemalige Korbacher Dekan Bernd Böttner wird im Februar 2022 von seinem Amt als Prälat in den Ruhestand verabschiedet, Nachfolger wird der Marburger Dekan Burkhard zur Nieden.

 

 

Wichtigste Herausforderung des kommenden Jahres für die Synodalen des Kirchenkreises wird die Erstellung eines Doppelhaushaltes sein, unter den Maßgaben der neuen Finanzverfassung der Landeskirche. Dazu wird es einen synodalen Studientag im Februar geben.

 

Positiv hob Dekanin Eva Brinke-Kriebel den Open-Air-Gottesdienst in Goddelsheim hervor, anlässlich des Konvents der Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis. Hier habe das ganze Kirchspiel zusammen gefeiert. Die Gemeinden seien

gerade in der Corona-Zeit zusammengewachsen und hätten damit unter Beweis gestellt, dass es möglich sei, auch mit mehreren Gemeinden einen sonntäglichen Gottesdienst zu begehen und sich dabei gegenseitig zu besuchen. „Auch hier sehen wir eine erfreuliche und nachahmenswerte Entwicklung“, so die Dekanin abschließend.

 



Klare Position gegen sexualisierte Gewalt

Zur Herbstsynode trafen sich am vergangenen Freitag die Mitglieder aus dem Kirchenkreis Twiste-Eisenberg in der Sporthalle Lelbach. Thematisch war es an diesem Abend keine leichte Kost: Dr. Thomas Zippert, Landeskirchlicher Koordinator zum Thema sexualisierte Gewalt, referierte über sein Fachgebiet und blickte schonungslos auf die Problematik, auch, und besonders, in kirchlichen Einrichtungen.

 

Einstimmig beschlossen die Synodalen im Anschluss an den Vortrag, dass die Verordnung der Landeskirche zum Schutz vor sexualisierter Gewalt auch im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg in den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit sowie im Bereich der Kirchenmusik umgesetzt wird. Martina Steuber, Präses der Synode des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg, betonte: „Wir müssen uns klar positionieren und jetzt auch dieses Konzept so schnell wie möglich in die Tat umsetzen.“

 

Jedes Kind, das sexuelle Gewalt erfahren hat, müsse sieben Menschen ansprechen, ehe ihm der achte endlich glaube, erklärte Dr. Zippert zu Beginn. In jeder Klasse beispielsweise befinden sich ein bis zwei Kinder, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Im Bereich der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck wurden in den vergangenen 15 Jahren etwa 30 Fälle bekannt. Die Dunkelziffer spreche sicher eine andere Sprache, so Dr. Zippert. Grundsätzlich sind mehr Männer als Frauen Täter (80 bis 90 %), aber es gebe auch immer wieder Frauen, die zu Täterinnen werden.

Auf Ebene der EKD sind seit 1945 rund 890 Fälle bekannt geworden. In der polizeilichen Kriminalstatistik für ganz Deutschland kommen im Jahr rund 80.000 Fälle zur Anzeige, 233 pro Tag.

Dr. Thomas Zippert informierte die Kreissynodalen über sexualisierte Gewalt und wie Kirche ihr entschieden entgegentreten muss. Hier mit der Vorsitzenden des Synode, Martina Steuber, und Dekanin Eva Brinke-Kriebel (rechts). Foto: Kerstin Kleine
Dr. Thomas Zippert informierte die Kreissynodalen über sexualisierte Gewalt und wie Kirche ihr entschieden entgegentreten muss. Hier mit der Vorsitzenden des Synode, Martina Steuber, und Dekanin Eva Brinke-Kriebel (rechts). Foto: Kerstin Kleine

Aber was kann Kirche tun, um mit diesem Thema offen umzugehen, um darüber zu sprechen, um es aufzuarbeiten und welche Konzepte können greifen, um Vorsorge zu treffen, Schutz zu bieten? Eine Frage, die die evangelische Kirche seit langem umtreibt, und für die Dr. Thomas Zippert in der Kreissynode Antworten formulierte und ein entsprechendes Rahmenschutzkonzept der Landeskirche vorstellte.

 

Grundlage dieses Konzeptes, so Dr. Zippert, seien verschiedene Bausteine. Der Wichtigste: Wer kirchliche Angebote wahrnimmt oder als Mitarbeiter für diese Institution tätig ist, ist vor allen Formen sexualisierter Gewalt zu schützen.

„Eine Erklärung, die eigentlich in unseren Reihen selbstverständlich sein sollte, es aber leider nicht ist. Denn auch bei uns gibt es Fälle sexualisierter Gewalt“, betonte der Referent. „Und wir müssen davon abrücken, diese Fälle, diskret und verschwiegen zu behandeln.

Wir müssen darüber reden.“ So könne es Betroffenen erleichtert werden,

sich zu öffnen. Wichtig sei zudem, dass sich alle Ebenen einer Einrichtung positionieren und den Schutzauftrag für sich formulieren. „Täter suchen sich gezielt Berufe, wo sie Kinder und Schutzbedürftige finden“, so Dr. Zippert.

 

Genauso relevant sei es, dass jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin, eine moralische Verpflichtung unterschreibe, in der Abstandregeln bekräftigt werden, das Distanzbedürfnis des Gegenübers akzeptiert werden muss. „Sicherlich gibt es da auch Ausnahmen, beispielsweise, wenn man als Musik- oder Gesangslehrerin Haltungskorrekturen zeigen muss, hier sei es aber richtig und wichtig , eine offene Unterrichtsform anzubieten, in der Eltern jederzeit unangemeldet hinzukommen können.“

 

Immens wichtig sei es ebenfalls in kirchlichen Einrichtungen, Kinder stark zu machen. „Wenn ein Kind laut und deutlich „Nein“ sagt, dann sei dies für einen Täter oder eine Täterin lästig. Ebenso müssten Kinder auch untereinander geschult werden, dass ein „Nein“ von Gleichaltrigen schon nach dem ersten Mal zu akzeptieren ist.

 

Geschult im Sinne des Schutzkonzeptes der Landessynode werden längst schon im Kirchenkreis alle Mitarbeitenden in der

Kinder- und Jugendarbeit. In der Synode berichteten zu diesem Thema stellvertretend für ihre Kolleginnen die Leiterin des Evangelischen Kindergartens Twiste, Karla Paul, sowie Petra Ullrich, Gemeindereferentin im Bereich Kinder- und Jugendarbeit.

 

 

 

 

 



Romanische Kirchen – Von der Wissbegierde getrieben

Es gibt eine völlig überarbeitete Neuauflage des kunsthistorischen Büchleins "Romanische Kirchen in Waldeck", das ab sofort zum Preis von 9,90 Euro in sämtlichen Kirchengemeinden des Kirchenkreises erhältlich und im Deutschen Kunstverlag erschienen ist. 

Darin hat sich Dr. Jürgen Römer erneut  auf die Suche nach "neuen" romanischen Kirchen gemacht und ist fündig geworden.

Autor und Historiker: Dr. Jürgen Römer.   Foto: Kerstin Kleine
Autor und Historiker: Dr. Jürgen Römer. Foto: Kerstin Kleine

 

Zur Person: Dr. Jürgen Römer

 

Gebürtig kommt Dr. Jürgen Römer aus Lollar, in der Nähe von Gießen. Der promovierte Historiker mit dem Studienschwerpunkt „Mittelalterliche Geschichte“ lebt schon mehr als ein halbes Leben in Waldeck-Frankenberg: zunächst 18 Jahre in Sachsenberg, seit 15 Jahren nun in Dalwigksthal. Er war unter anderem Geschäftsführer des Elisabethjahres der evangelischen Kirchen in Hessen im Jahr 2007 und ist seit 2012 Leiter des Fachdienstes Dorf- und Regionalentwicklung des Landkreises. Angetan haben es ihm nicht nur die romanischen Kirchen im Landkreis, seit Neuestem widmet er sich auch der Fotografie von Insekten.

 

 

 


Woher rührt eigentlich ihre Liebe und ihr Interesse zu den romanischen Kirchen?

 

Die erste, mit der ich mich ernsthaft beschäftigt habe, war die Kirche in Ober-Werbe. Ich habe damals für das Baudezernat des Landeskirchenamtes als Baulastgutachter gearbeitet. Als die Kirche wegen aufsteigender Feuchtigkeit saniert wurde, veranlasste mein damaliger Chef eine Mini-Notgrabung. Es kam ein Archäologen-Team und legte im Umfeld der Kirche Hand an. Dabei ergaben sich interessante Ergebnisse und interessante Strukturen. Ich habe damals gesagt: Hey, das interessiert mich, das könnte für die Geschichte des Klosters doch ganz spannend sein. Weil alles, was wir über das Kloster in Werbe zu wissen glaubten, bis dato überhaupt nicht zusammenpasste.

 

Das Kloster Oberwerbe besteht ja nur noch aus einer paar Mauerresten!

 

Ja, aber das war alles sehr seltsam. Und es gab dort keine Anzeichen einer Kirche. Zu jedem Kloster gehört aber nun mal eine Kirche. Auf jeden Fall habe ich damals angefangen zu recherchieren, bin tatsächlich auf viele, viele spannende Dinge gestoßen und konnte so die Frühgeschichte dieses Klosters völlig neu darstellen.

Es zeigte sich, dass die Kirche in Oberwerba die eigentliche Klosterkirche ist, das Kloster vermutlich erst später auf den Berg verlegt wurde. Und wahrscheinlich blieb die heutige Dorfkirche auch bis zur Reformation die Klosterkirche. Das ist eine sehr ungewöhnliche Konstellation, ich weiß. Von da an war meine Neugier für die Kirchen aber auf jeden Fall geweckt und ich habe in der Folge entdeckt, dass durchweg falsche Jahreszahlen zur Ober-Werber Kirche in der einschlägigen Literatur genannt wurden. Quellen habe ich vergeblich gesucht, die Angabe des Weihedatums ist auf einen Abschreibefehler zurückzuführen, denn die Kirche stammt aus dem Jahr 1125!

 

Die Kirche ist also tatsächlich viel älter?

 

Ja, überall steht „geweiht 1195“ – aber normalerweise sind aus dieser Zeit keine Weihdaten erhalten. Und an diese Datierung der Ober-Werber Kirche wurden auch viele andere Kirchendatierungen im Umkreis vorgenommen.

Man war froh, endlich mal eine Zeitangabe zu haben, an der man sich orientieren konnte. Aber eigentlich passte das alles gar nicht zusammen. 1195 baute man schon völlig anders. Und so wurde konstruiert, dass die Waldecker einfach ein wenig ihrer Zeit hinterherhinkten.

 

Und es kam ganz anders?

 

Ja, in Folge meiner Recherche wurde klar, die Kirche war viel früher gebaut worden und damit waren die Waldecker eigentlich State of the Art, also auf der Höhe der Zeit.

 

Und so bin ich darauf gekommen, auch in den anderen Kirchen nachzusehen. Denn im Waldecker Land gibt es relativ viele romanische Kirchen auf engem Raum. Damals ging man davon aus, dass es in etwa zwei Dutzend sind. Xenia Stolzenburg, eine befreundete Kunsthistorikerin, und ich, haben zu suchen angefangen. Da gab es Kirchen, da war vollkommen klar, dass sie in die Romanik gehören. Bei anderen wiederum war das auf einmal nicht mehr so ganz klar. Und dann haben gesucht, haben uns sonntags ins Auto gesetzt und die Kirchen abgefahren. So kamen wir von zwei Dutzend romanischer Kirchen auf letztlich 38. Wir sind einfach hineingegangen und haben ganz genau geschaut. So entdeckten wir überputzte Rundbögen, wie beispielsweise in Ober-Waroldern, Reste von romanischen Konsolen, auf denen ein Gewölbe aufsaß. Und dann sind es auch diese mordsmäßig dicken Mauern, ganz typisch für die Romanik. Die hätte man später nicht mehr gebraucht. Da konnte man es nämlich schon viel, viel besser.

 

Aber wie sind die Kirchen vorher eingeordnet worden?

 

Naja, vorher hat man gedacht, die Kirche in Ober-Waroldern beispielsweise stamme aus der Barockzeit. Von außen sieht sie ja auch so aus. Und unmittelbar nach Erscheinen der ersten Auflage des Büchleins habe ich die Kirche in Giflitz entdeckt. 1625 war als Baudatum festgeschrieben, ich habe sie dann eindeutig 300 Jahre zurückdatiert.

Rhenegge sollte aus dem 18. Jahrhundert sein. Doch auch hier bin ich mir ziemlich sicher, dass sie im Kern romanisch ist, also aus der Zeit um 1200 stammt.

 

Warum gibt es überhaupt die Häufung an romanischen Kirchen im Waldecker Land?

 

Darüber reden wir noch mal, wenn ich weiter recherchiert habe. Zurzeit kann ich dazu keine wirklich plausible Antwort geben. Es gibt viele Ansätze, aber nichts wirklich Klares.

 

Sind Sie weiterhin auf der Suche? Kann es sein, dass noch weitere Überraschungen auftauchen?

 

Nein, ich glaube wirklich, wir haben jetzt alle erfasst, selbst solche Kirchen, die schon im Übergang zur Gotik gebaut wurden.

 

Wie lange wurde an so einer kleinen Kirche gebaut? Wie können wir uns das vorstellen?

 

Das wissen wir nicht. Es gibt ja für diese kleinen Kirchen keine Bauabrechnungen oder Pläne. So etwas gibt es vielleicht bei den großen Kathedralen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, aber nicht für unsere kleinen Kirchen. Es gibt einfach nichts. Wir wissen noch nicht mal: Haben die ihre Kirche in einem Rutsch gebaut? Oder haben die nur mal dran gebaut, wenn die Bauern Zeit hatten. Es wurde ja kein Bautrupp eingeflogen.

 

Was ist ihr nächster Wunsch als Historiker und Sammler romanischer Kirchen?

 

Mein Wunsch als Historiker wäre eine schöne große Tagung mit Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern, die sich eine Woche Zeit nehmen, von Kirche zu Kirche fahren und sich alles genau angucken, mal auf die Dachböden gehen, in die Mauern gucken, es einordnen und hinterher ein schönes großes Buch dabei herausgeben, in dem noch all meine verbleibenden Fragen beantwortet werden.

 

Herr Römer, Danke für dieses Gespräch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Pilgerschaft zwischen religiösen Welten

Sich gemeinsam auf den Weg machen, Verbindendes unterschiedlicher Religionen erkennen, aber auch Unterschiede herausfinden, das können Wandernde jetzt auf dem neuen interreligiösen Friedensweg zwischen Willingen und Schwalefeld. Am vergangenen Sonntag wurde der Weg mit Vertreterinnen und Vertretern von Christentum, Judentum, Bahaitum und dem Islam eingeweiht.

 

Entstanden ist die Idee des interreligiösen Wanderweges aus der Zusammenarbeit der Schwalefelder Pfarrerin Katrin Schröter und der Projektgruppe „Weiße Taube“ aus Korbach. Katrin Schröter, Pfarrerin an der Schwalefelder Pilgerkirche, betreut ohnehin seit geraumer Zeit den 17,5 Kilometer langen Upländer Besinnungsweg, der, wie auch das neue Teilstück in enger Abstimmung und mit großer Unterstützung der Gemeinde Willingen eingerichtet wurde.

So ließ es sich Bürgermeister Thomas Trachte auch nicht nehmen, bei goldenem Oktoberwetter zur Eröffnung des Weges, mitzuwandern.

Insgesamt sieben Stationen sind entlang der Strecke entstanden, bestückt mit verschiedenen Infotafeln mit Friedenstexten, die die Gemeinsamkeiten von Christentum, Judentum, dem Islam und dem Bahaitum herausstellen und Brücken bauen. Heißt es beispielsweise im Judentum “Siehe, wie wunderbar und schön es ist, Brüder und Schwester wohnen miteinander einig“, beschreibt es der Islam: „Aus Euch soll eine Gemeinschaft von Gläubigen entstehen, die zum Guten aufrufen, das Rechte gebieten, und das Verwerfliche verbieten. Das sind die, denen es wohl ergeht“. Erklärt ist auf dieser Tafel ebenfalls die Bedeutung des traditionellen muslimische Friedensgrußes „Salam alaikum“ .

Muhammet Balkan (Muslim), Dr. med. Bernardo Fritzsche (Bahai), Wolfgang Gärtner, Dr. med. Siebo Siuts (beide Christen) und Armando A. Simon-Thielen (Jude) informierten an den entsprechenden Tafeln über ihre Religionen, es wurde gesungen und gebetet. Musikalisch unterstützt wurden die Wandernden von dem Willinger Pfarrer Christian Röhling an der Geige und dem Eimelroder Pfarrer, Kai Uwe Schröter, am Akkordeon.

 

Bei dem gemeinsamen Kaffeetrinken der Wandergruppe in der Schwalefelder Pilgerkirche, bei dem regen Austausch aller Beteiligten, zeigte sich einmal mehr, dass, so unterschiedlich die Religionen auf den ersten Blick vielleicht sein mögen, doch viel Verbindendes besteht: nicht zuletzt das friedliche und respektvolle Miteinander – und gerade das hat die bunte Wandergruppe auf dem Weg zwischen Willingen und Schwalefeld erfahren können.

 



Testzentrum schließt seine Pforten

Das Corona-Testzentrum in der Korbacher Kilianskirche hat seinen Betrieb zum 1. Oktober eingestellt. Der Bedarf ist deutlich zurückgegangen, „viele Menschen sind zum Glück mittlerweile geimpft“, sagt Dekanin Eva Brinke-Kriebel.

„Für uns alle war das Testzentrum ein großartiges Projekt, das die Gemeinde ein großes Stück zusammengeschweißt hat,  mit dem wir aber auch einen wichtigen

gesellschaftlichen Beitrag in der Corona-Pandemie geleistet haben“, betont die Dekanin.

Ihr Dank gilt auch der Hansestadt Korbach, die es den Testwilligen erlaubt hat, ihr Fahrzeug eine Stunde kostenlos auf den Parkplatz an der Enser Straße  abzustellen sowie dem Gesundheitsamt des Landkreises Waldeck-Frankenberg für die gute Zusammenarbeit.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge räumte am Donnerstag Udo Mohr zum letzten Mal alle Utensilien in die Sakristei der Kirche. Allein er war als Tester mit über 50 Schichten und damit mit mehr als 100 Stunden im ehrenamtlichen Einsatz. Langweilig wird dem engagierten Kirchenvorstandsmitglied aber nicht: „Es gibt genügend andere Aufgaben.“

 

 



Danke an alle Ehrenamtlichen in der Teststelle

Über 1000 ehrenamtliche Arbeitsstunden und rund 4000 Tests haben die rund 45 Helferinnen und Helfer bis Ende August in der Corona-Teststation in der Korbacher Kilianskirche geleistet. Ihnen allen gebührte der Dank von Dekanin Eva Brinke-Kriebel und Pfarrer Markus Heßler. Die Stadtkirchengemeinde Korbach hatte am Wochenende alle Beteiligten in und um die Kirche eingeladen, um bei einem Grillfest zusammenzukommen und Gedanken auszutauschen.

 

Bezirkskantor Stefan Kammerer gab zudem Einblicke in die Bauweise der Kuhn-Orgel und zog bei einigen musikalischen Kostproben, im wahrsten Sinne des Wortes, alle Register.

 

 

 

Entstanden war die Idee, eine Teststation in der Korbacher Kilianskirche einzurichten, tatsächlich beim Frühstück im Hause Brinke-Kriebel. „Hinter allem stand der Gedanke, sich auch als Kirchengemeinde in der Corona-Pandemie zu engagieren, ein Stück beizutragen, die Infektionslage besser in den Griff zu bekommen“, sagt die Dekanin.

Doch das alles wäre nicht möglich gewesen, ohne die Zustimmung des Kirchenvorstands und natürlich nicht ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. „Hier haben sich auch Menschen engagiert, die vielleicht zuvor nicht viel mit Kirche zu tun hatten“, freut sich die Ideengeberin. Es sei eine absolut verlässliche Gemeinschaft entstanden. „Alle standen immer bereit, haben mitgeholfen, wo und wann immer es ging“, so Eva Brinke-Kriebel.

 

Und die Menschen, die zu den Testungen kamen, haben in der Kilianskirche einen Ort gefunden, um zur Ruhe zu kommen, Kirche aber auch als einen Ort der Begegnung wahrgenommen.

Pfarrer Markus Heßler beschrieb ebenfalls, dass sich Kirche von jeher um die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen gekümmert habe. „Wir stehen hier also in guter Tradition.“

 

Das Geld, was durch die ehrenamtlichen Testungen eingenommen wird, geht zu 100 Prozent an die Stadtkirchengemeinde. Eines der Projekte, das ganz oben steht, ist die dringende Sanierung des Gemeindehauses am Kilian, das hoffentlich auch wieder nach Corona von vielen Gruppen, von Senioren und Konfis gleichermaßen, rege genutzt wird.

 

Die Teststelle in der Kilianskirche wird auch im September in Betrieb bleiben. „War es im August eher ruhiger, so steigt die Zahl der Testungen jetzt wieder mit Beginn des neuen Schuljahres und der leider steigenden Infektionszahl“, erklärt Eva Brinke-Kriebel.

 

Sie ist besonders dankbar, dass alle bisherigen Helferinnen und Helfer weiterhin an Bord bleiben wollen.

 

 

 

 



Röhling: "Unsere Partnerschaft ist gelebte Solidarität"

Besuchim Waldecker Land: Auf unserem Bild sind v..l. Pfarrerin Anne-Rieke Palmie, die Delegation aus Katutura mit Ralph Skrywer, Pfarrer Lorenst Kuzatjike, Mathilda Shihepo und Dorothea Gaweses sowie der Willinger Pfarrer Christian Röhling. Foto: pr.
Besuchim Waldecker Land: Auf unserem Bild sind v..l. Pfarrerin Anne-Rieke Palmie, die Delegation aus Katutura mit Ralph Skrywer, Pfarrer Lorenst Kuzatjike, Mathilda Shihepo und Dorothea Gaweses sowie der Willinger Pfarrer Christian Röhling. Foto: pr.

Zur Lage während der Corona-Pandemie in der Partnergemeinde in Katutura sprachen wir mit Pfarrer Christian Röhling, dem Partnerschaftsbeauftragten des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg.

 

Herr Pfarrer Röhling, Bischöfin Dr. Beate Hofmann hat dazu aufgerufen, bei der Verteilung des Impfstoffes auch den afrikanischen Kontinent fest in den Blick zu nehmen. Sie appelliert an die Politik, eine weltweite Impfgerechtigkeit herzustellen. Die Landeskirche Kurhessen-Waldeck pflegt in Namibia und Südafrika etliche Partnerschaften und auch der Kirchenkreis Twiste-Eisenberg hält enge Beziehungen zu zwei Kirchengemeinden in Katutura, einem Stadtteil von Windhoek. Wie geht es den Menschen dort?

 

Auch in Namibia ist Covid in Wellen gekommen. Am Anfang der Pandemie, als hier schon die Zahlen stiegen, war es dort noch lange Zeit relativ ruhig. Es gab eine erste und eine zweite Welle, die beide aber relativ glimpflich verlaufen sind. Die dritte Welle ist derzeit auf ihrem Höhepunkt und schlägt richtig rein. Namibia ist im Lockdown, alles ist geschlossen: Schulen, Geschäfte, Unternehmen. Es gibt auch keine Gottesdienste. Das Leben liegt total brach und es sterben viele Menschen.

 

Sind speziell aus der Gemeinde in Katutura viele Menschen erkrankt oder gestorben? Menschen, die Sie kannten?

 

Ja, es gibt dort etliche Gemeindemitglieder, die an Corona verstorben sind. Auch Menschen, die sich sehr für die Partnerschaft mit unserem Kirchenkreis eingesetzt haben. Ich kenne erschreckende Bilder aus Leichenhallen. Das sieht dort so aus wie in Bergamo im vergangenen Jahr. Die Pfarrerinnen und Pfarrer sind jeden Tag auf den Friedhöfen, können aber kaum noch bezahlt werden. 79 Prozent der kirchlichen Einnahmen sind weggebrochen. Es gibt in Namibia keine Kirchensteuern. Wenn die Menschen nichts verdienen, können sie nichts abgeben. Und natürlich fehlen die Kollekten aus den Gottesdiensten. Das ist normalerweise die Haupteinnahmequelle für die Kirchengemeinden.

 

Wie ist die medizinische Versorgung? Wie können wir uns das vorstellen?

 

Es gibt eine medizinische Grundversorgung für die Menschen. Was medizinische Angebote angeht, ist es allerdings dort auf einen Stand, wie es bei uns vielleicht im Jahr 1970 war.

Natürlich ist Namibia auch wesentlich schlechter aufgestellt, was beispielsweise die Anzahl an Intensivbetten anbelangt.

 

Und wie sieht es mit den Hygienebedingungen aus?

 

Auch hier gibt es ganz verschiedene Standards. Namibia ist sicherlich nicht so chaotisch arm wie einige Teile von Südafrika. Gewisse Grundregeln, was die Hygiene betrifft, können schon eingehalten werden.

 

Impfen in Namibia – wie geht es voran? Was hören Sie aus Katutura?

 

Geimpft wird dort ganz schwach. Das ist eben das Riesenproblem. In Namibia sind bisher 1,3 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft. Fünf Prozent sind einmal geimpft. Das ist so gut wie gar nichts. Und genau das ist jetzt der Grund, warum die Landeskirche zu einer weltweit gerechteren Verteilung von Impfstoff aufruft. Weil es einfach eine schreiende Ungerechtigkeit ist, dass die Bevölkerungsgruppen hier en masse geimpft werden, Impfstoff teilweise sogar entsorgt wird, weil es keine Abnehmer gibt und zur gleichen Zeit in weiten Teilen der Welt die Menschen keinen Zugang zu Impfstoff und damit zum Schutz vor Corona haben.

Aus Indien ist jetzt beispielsweise ein Impfstoff ins südliche Afrika geschickt worden, ein Astra-Zeneca-Ableger, der hier Deutschland gar nicht anerkannt und schon gar nicht zugelassen ist – auch das schafft ja schon wieder eine Ungleichbehandlung. Wenn Europa diesen Impfstoff nicht anerkennt, schränkt das nicht nur die Reisefreiheit ein, es unterstreicht auch wieder den Weg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft. Deshalb nun auch der dringliche Appell der Landeskirche an die Politik, Astra-Zeneca und andere Impfstoffe, die hier übrig sind, nach Afrika zu geben, alle Impfstoffe weltweit gleichermaßen einzusetzen.

 

Kann unser Kirchenkreis speziell etwas für die Gemeinden in Katutura tun? Können wir direkter helfen?

 

Wir können im Grunde genommen auch nur über die politisch Verantwortlichen gehen und den Weg über die entspechenden  offiziellen Kanäle wählen. Sensibilisiert werden auch hier vor Ort die Verantwortlichen, die sich dann auf Landesebene dafür einsetzen, eventuell übriggebliebene Impfdosen weiter zu verwenden, nach Afrika weiterzuleiten.

 

Ganz wichtig: Wir müssen auch bei uns weiterhin dafür werben, sich impfen zu lassen, solidarisch zu sein. Und auch in Namibia ist es ja nicht selbstverständlich, dass alle bereit sind, sich impfen zu lassen. Auch dort bedarf es einer Aufklärung. Es gibt Prediger, die Verschwörungstheorien verbreiten – die Menschen haben dadurch auch Angst vor der Impfung.

 

Wie sehen die weiteren Pläne für die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis und den Gemeinden in Katutura aus?

 

Naja, in diesem Jahr geht nichts mehr. Eigentlich wäre eine Delegation aus unserem Kirchenkreis an der Reihe, Katutura zu besuchen. Im nächsten Jahr muss man einfach erst mal schauen, wie sich die Situation entwickelt. Der Tourismus liegt im Moment relativ brach. Das muss erst alles wieder anlaufen.

Jetzt können wir uns erst mal nur durch gegenseitigen Austausch begleiten, durch Anteilnahme, durch Spendenaktionen, wie zum Beispiel bei uns auf Kirchenkreisebene in Spenden für den „Solidarity Fund“. Das Geld wird an die Landeskirche weitergereicht und geht dann in offizielle Hilfsprogramme (siehe Spendenkonto). Wir haben dafür auch gerade von Seiten des Kirchenkreises einen Betrag bereitgestellt.

Anteilnahme ist aber nicht nur von deutscher Seite vorhanden. Erst in der vergangenen Woche habe ich mit Freunden aus Katutura telefoniert und sie fragten, wie es den Menschen in den Hochwassergebieten in Deutschland gehe und versicherten mir, dass sie in ihren Familien jeden Abend für die Menschen in diesen Regionen beten.

Wie schön ist das, sowas zu hören? Und genau hierfür müssen wir weiterarbeiten, dass Partnerschaft vor allem gelebte Solidarität ist.

 

Verständnis haben, nachempfinden können – das ist schließlich die beste Grundlage für Völkerverständigung.

 

Und genau das wollen wir erreichen. Jeder kann von jedem lernen, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Das ist bei alledem das Wichtigste – eben die Erkenntnis, dass wir auf einer Welt leben, alle Menschen die gleichen Rechte haben.

 

Herr Röhling, herzlichen Dank für das Gespräch.

 




Synodale mit vielen Gedanken zur Zukunft der Kirche

Wie sieht die Zukunft der Kirche aus?  Meinungsbildung in kleinen Arbeitskreisen.     Foto: Kleine
Wie sieht die Zukunft der Kirche aus? Meinungsbildung in kleinen Arbeitskreisen. Foto: Kleine

Den Eingangsvortrag hielt Propst Helmut Wöllenstein, der sich an diesem Tag zugleich verabschiedete. Er wird im September in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger, Dr. Volker Mantey, ist bereits gewählt.

 

„Wir müssen uns als Kirche verändern, aber wir müssen auch schauen, was unser Auftrag als Kirche ist“, betonte Wöllenstein. Seit vielen Jahren sei die evangelische Kirche angehalten, Geld und Personal einzusparen, Gemeinden und Kirchenkreise zusammenzulegen. Bereits 2015 wurden von Seiten der Landessynode Beschlüsse gefasst, was erhalten werden soll, von welchen Aufgaben man sich verabschieden könne.

Als im Mai 2019 Dr. Beate Hofmann zur neuen Bischöfin der Landeskirche Kurhessen-Waldeck gewählt wurde, stellte sie die Frage nach der theologischen

Begründung dieser Entscheidungen und forderte zugleich die Synoden der Landeskirche auf, sich darüber Gedanken zu machen.

 

So gab Propst Wöllenstein den Synodalen des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg Denkanstöße: „Ich möchte Sie ermutigen, die Probleme auf den Tisch zu bringen und nicht unter den Teppich zu kehren.“ Jeder solle sich sehr genau fragen, wo man Menschen aus dem Blick verloren habe und wie man sie wieder zurückgewinnen könne. Zugleich müsse man die unterschiedlichen Erwartungen an Kirche berücksichtigen, ehrenamtliche Unterstützer*innen entsprechend ihrer Fähigkeiten einsetzen.

„Handlungsfelder verändern sich“, betonte Propst Wöllenstein. Beispielsweise dürfe das Thema „fairer Handel“ in der heutigen Zeit nicht vergessen werden – im Grundgedanken auch eine der ureigenen Aufgaben von christlicher Gemeinschaft.

 

Vor allem die Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen wende sich vermehrt von Kirche ab. Hier sollte man an diese Gruppe auch die Fragen richten: „Was wollt ihr von uns? Was erwartet ihr?“  Helmut Wöllenstein betonte ebenfalls die Relevanz der Zusammenarbeit mit anderen Religionen, ebenso mit politischen Gemeinden.

 Nicht zuletzt spiele auch die Frage von Nachhaltigkeit eine Rolle, wenn beispielsweise Kirchengemeinden in Kooperationsräume zusammengelegt würden.

Über allem Tun und allen Überlegungen stünde der Gedanke, der „Kommunikation des Evangeliums“. Bewusst habe man hier das Wort „Kommunikation“ gewählt und nicht Verkündigung. „Es geht nicht um Einseitigkeit, sondern auch ums Zuhören“, so Wöllenstein.

 

In Arbeitsgruppen gingen die Mitglieder der Kreissynode anschließend in den Diskurs, überlegten, was ihnen an Kirche wichtig ist, was Kirche fit für die Zukunft machen könne. Dabei heraus kamen viele Anregungen, von ehrenamtlichen Synodalen, aber auch von Pfarrerinnen und Pfarrern. 

Wichtig schien allen, dass bei anstehenden Entscheidungen die Unterschiede von ländlichen und städtischen Kirchengemeinden berücksichtigt werden müssen, dass Gemeinden nach ihren Stärken sehr individuell beurteilt werden müssen.

Alle Gedanken und Anregungen aus der Kreissynode werden nun an die Steuerungsgruppe der Landeskirche weitergeleitet.

 

 



"Stets zukunftsorientiert und ausgleichend"


Seine enge Verbindung zum Waldecker Land und zum Kirchenkreis Twiste-Eisenberg hat Propst Helmut Wöllenstein während der Synode mehrfach betont. Am vergangenen Samstag war er zum letzten Mal in seiner Funktion zu Gast und die Synodalen bereiteten ihm einen würdigen Abschied.

 

Pfarrer Christian Röhling aus Willingen hielt im Namen aller Kolleg*innen eine launige und dankbare Rede auf die Amtszeit Wöllensteins. „Sie haben es verstanden, durch Worte etwas im Menschen zum Klingen zu bringen – mit Leidenschaft und Freude, mit Worten, die lehrreich und doch immer lebensnah waren. Ihre Worte haben in mir und in vielen anderen Resonanz gefunden“, sagte Christian Röhling.

Viele wunderbare und nachhaltige Begegnungen habe es mit dem gebürtigen Wolfhager gegeben, der seit 2009 im Amt des Propstes im Sprengel Marburg ist. Zu seinem Nachfolger hat der Rat der Landeskirche bereits den Spangenberger Pfarrer Dr. Volker Mantey berufen.

Zwei, die sich immer etwas zu sagen haben: Dekanin Eva Brinke-Kriebel und der scheidende Propst Helmut Wöllenstein. Foto: Kleine
Zwei, die sich immer etwas zu sagen haben: Dekanin Eva Brinke-Kriebel und der scheidende Propst Helmut Wöllenstein. Foto: Kleine

Helmut Wöllenstein habe durch eine Zeit geführt, in der es galt, auch dicke

Bretter zu bohren. So wurde beispielsweise eine neue Trauagende fertiggestellt. Die Frage nach der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare habe Wöllenstein so differenziert dargestellt, dass auch Kritiker sich darin gut haben wiederfinden können. Wöllenstein begleitete ebenso die Fusion der Kirchenkreise Twiste und Eisenberg.

Röhling betonte: „Egal zu welchem Thema, ich habe ihre Stimme immer als zukunftsorientiert und ausgleichend wahrgenommen .“

Als Abschiedsgeschenk für den Propst hatten sich die Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises eine sehr besondere Überraschung einfallen lassen und aus den jeweiligen Kirchen ein Stück Holz mitgebracht, mal einen Rest von einem alten Balken, ein Stück einer ausrangierten Kirchenbank oder den Mittelstab eines alten Kollektenbehälters. „Wir wissen, dass Sie gerne die Hände gebrauchen, um zu gestalten, Holz, krumm oder gerade, gerne bearbeiten“, so Röhling.

 

Den guten Wünschen und dem Dank für sein Schaffen schlossen sich alle Pfarrerinnen und Pfarrer und natürlich Dekanin Eva Brinke-Kriebel an.

Draußen vor der Mehrzweckhalle in Twiste gab es dann noch Segenslieder für den scheidenden Propst mit musikalischer Unterstützung einer spontan zusammengestellten Bläsergruppe aus dem Kirchenkreis sowie viele persönliche Worte und etliche Erinnerungsbilder.

 

 

 



Bad Arolser Förderkreis hofft auf breite Unterstützung

Die Renovierung der Decke in der Bad Arolser Stadtkirche wird ein langwieriger Prozess. Stuck und Putzschichten stehen unter immenser Spannung und müssen  dringend gesichert und saniert werden.

Ein Bild vor Ort machten sich jetzt Bezirkskonservator Dr. Bernhard Buchstab und Sven Rühlmann, Architekt der Landeskirche. Infos über den Stand der Untersuchung gab  Architekt Jürgen Schimmelpfeng vom Büro Müntinga und Puy).                                              Foto: Schulten/WLZ


Im Oktober vergangenen Jahres lösten sich etwa 300 Kilo Putz und Gesims von der Decke der Stadtkirche. Zum großen Glück waren zu diesem Zeitpunkt keine Besucher*innen in der Kirche und es kam niemand zu Schaden. „Es sah fast wie eine kleine Explosion aus“, erklärte Architekt Jürgen Schimmelpfeng vom Büro Müntinga und Puy aus Bad Arolsen, das mit der Sanierung des barocken Baus beauftragt wurde. Die Decke habe an dieser Stelle unter extremer Spannung gestanden, auch im weiteren Umfeld hätten sich Risse im Putz des Gewölbes gezeigt. Zur Absicherung wurde die Kirche sofort geschlossen, Architekten, Denkmalpfleger und weitere Sachverständige wurden zu Rate gezogen.

 

Deckenprobleme nichts Neues

 

Probleme mit der Decke der Stadtkirche gab es indes schon beim Bau. Noch vor Fertigstellung stürzte 1771 die Innendecke ein, auch bei Sanierungsarbeiten in den Jahren 1936 und 1984 musste immer wieder an der Kirchendecke gearbeitet werden. Geschuldet ist dieser Umstand auch dem sehr hoch zulaufenden Gewölbe sowie unterschiedlichen Lehm- und Putzschichten, die nicht mehr aneinanderhaften und Hohlräume gebildet haben. Auch die Nägel der Stuckleisten greifen nicht mehr so, wie sie es sollten.

Millionenhöhe geht. Denn zunächst muss der gesamte Innenraum der Kirche eingerüstet werden, um genauestens Wände und Decke zu prüfen. Schwierigkeit an der Sache: Bei den Bauunterlagen fehlen die Pläne der Dachkonstruktion, so dass mit Hilfe eines Laserscans Messungen durchgeführt werden, um die Konstruktion des barocken Daches zu verstehen.

 

Gottesdienst nur eingeschränkt

 

Das heißt natürlich auch, dass während der gesamten Bauphase nur sehr eingeschränkt Gottesdienste möglich sind, dass Kunstgegenstände in Sicherheit gebracht werden müssen, die Orgel teilweise abgebaut und geschützt werden muss.

„Ob und wie wir während der Bauphase Gottesdienste feiern können, das muss sich in der Praxis erweisen“, betont der Bad Arolser Pfarrer Gerhard Lueg. Glücklicherweise habe die Gemeinde mit der ehemaligen Hofkirche in Helsen ein großes Kirchengebäude, zudem stelle das Fürstenhaus in der Sommerzeit gerne die Schlosskapelle für Gemeindegottesdienste zur Verfügung. Im großen Saal des Bathildisheims fanden bereits in der Weihnachtszeit Gottesdienste statt. „Für all diese Möglichkeiten sind wir sehr dankbar“, sagt Pfarrer Lueg.

In Bad Arolsen ist man sich einig, dass alle Mühe und Unterstützung in das Projekt zum Erhalt der Stadtkirche fließen muss. Unterstützung verspricht sich der Förderkreis dabei nicht nur von Gemeindemitgliedern sondern auch von einem Großteil der Bürgerschaft, denn die barocke Stadtkirche ist nicht nur Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinde der Barockstadt sondern auch Zeugnis eines regen künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens.

 

Schon bei der ersten Infoveranstaltung des Förderkreises zeigten die Bad Arolser reges Interesse. Gekommen waren neben Bürgermeister Jürgen van der Horst, auch Dekanin Eva Brinke-Kriebel, natürlich Pfarrer Gerhard Lueg, der über die Historie des Baus informierte, Pfarrer Jörg Hebrank und Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil sowie die Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Annemarie Hesse.

Die Bankverbindungen des Förderkreises:

 

Waldecker Bank,

DE34 5236 0059 0000 1287 83


Sparkasse Waldeck-Frankenberg DE63 5235 0005 0009 5477 20

 

Zum Artikel in der WLZ vom 17. Juni 2021 geht es hier:

https://www.wlz-online.de/waldeck/bad-arolsen/wie-sicher-haelt-der-deckenputz-in-der-arolser-stadtkirche-90805732.html



Dr. Volker Mantey neuer Propst des Sprengels Marburg

Dr. Volker Mantey                 Foto: medio.tv/schauderna
Dr. Volker Mantey Foto: medio.tv/schauderna

Pfarrer Dr. Volker Mantey wird Propst des Sprengels Marburg. Der Rat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat den 48-Jährigen in seiner Sitzung am 11. Juni in das neue Amt berufen. Mantey folgt auf Helmut Wöllenstein, der am 1. September dieses Jahres in den Ruhestand geht.

 

„Kirchenleitende Aufgaben werden in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehen“, sagt Mantey mit Blick auf die schwieriger werdenden Bedingungen angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Einnahmen.

Er ergänzt: „Aber ich vertraue darauf, dass die Botschaft, die wir in der Kirche weitergeben, nicht von guten Rahmenbedingungen abhängig ist.“

Mantey, der seit mehr als 16 Jahren Pfarrer in Spangenberg ist, wird künftig als eine Art Regionalbischof im Sprengel Marburg wirken – einem von drei Sprengeln der EKKW. Er erstreckt sich über Teile der Landkreise Marburg-BiedenkopfSchwalm-Eder-Kreis und Waldeck-Frankenberg.

Auch in seiner neuen Funktion wird er Mitglied im Rat der Landeskirche, in der Landessynode und zusätzlich in der Propstkonferenz sein und somit in der Leitung der EKKW mitwirken. Als Seelsorger für Pfarrerinnen und Pfarrer, als Berater der Kirchenvorstände und Ansprechpartner der Mitarbeiterschaft zwischen Leitungsspitze und kirchlicher Basis nimmt er eine Mittlerposition ein. Auch für das Prädikantenamt wird Mantey zuständig sein und somit das Thema Ehrenamt begleiten. „Mir ist es wichtig, dass wir eine hörende Kirche sind“, sagt der 48-Jährige.

 

Volker Mantey wurde 1972 in Flensburg geboren. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Kiel, Bethel und Bonn arbeitete er von 1999 bis 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ökumenischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

2002 wechselte er nach Kurhessen-Waldeck und begann sein Vikariat in Tann (Kirchenkreis Fulda).

 

Nach seiner Ordination im Jahr 2004 übernahm er die Pfarrstelle in Spangenberg – jene Stelle, die er bis heute bekleidet. 2005 wurde Mantey promoviert; das Thema seiner Dissertation lautet „Kirche und Staat bei Martin Luther“. Im Jahr 2006 wurde er für einige Jahre theologischer Studienleiter des Kirchenkreises Melsungen.

 

Mantey engagiert sich ehrenamtlich auf vielfältige Weise: Seit 2009 ist er Mitglied der Landessynode und seit 2016 Zweiter Beisitzer im Synodalvorstand, Mitglied im Nominierungsausschuss sowie Mitglied im Rat der Landeskirche.

Seit 2012 wirkt der Spangenberger Pfarrer in diversen Gremien aktiv an dem Reformprozess der EKKW mit (Zukunftsausschuss, Begleitausschuss, Steuerungsgruppe für den Reformprozess). Den Kirchenkreis, in dem er in vielen Arbeitsgruppen und Ausschüssen aktiv war, und seine Spangenberger Gemeinde verlasse er „nicht leichten Herzens“, sagt der zweifache Familienvater. Zumindest ist die neue Wirkungsstätte nicht in weiter Ferne: „Wir freuen uns auf Marburg.“

 

 

 



Nikolaikirche Korbach: Mit großen Schritten voran

Ein Blick in die Nikolaikirche: Sie wirkt schon jetzt heller und einladender. Weihnachten soll das Gotteshaus weider seiner Bestimmung übergeben werden.       Foto: Kleine
Ein Blick in die Nikolaikirche: Sie wirkt schon jetzt heller und einladender. Weihnachten soll das Gotteshaus weider seiner Bestimmung übergeben werden. Foto: Kleine

Die Renovierung der Korbacher Nikolaikirche geht mit großen Schritten voran und liegt voll im Zeit- und auch im Kostenplan. Wer bereits jetzt einen Blick in das Gotteshaus werfen darf, findet einen völlig veränderten, einen hellen und einladenden Innenraum vor. Vorbei ist die Zeit eines eher düster anmutenden Kirchenraums. In dieser Woche machte sich der Korbacher Magistrat ein Bild vom Baufortschritt und ging mit Verantwortlichen von Seiten der Kirche und mit den beiden Bad Arolser Architekten ins Gespräch.

 

„Wir denken die Renovierung von der Nutzung her: So soll die Nikolaikirche ein lebendiges Haus werden, in das die Menschen gerne kommen und auch verweilen wollen. Hier sollen künftig neben den Gottesdiensten, vermehrt Konzerte stattfinden, Kunstausstellungen und Lesungen“, betont Eva Brinke-Kriebel, Dekanin des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg. Dieser Zukunftsvision schlossen sich zugleich Fritz Willems, Vorsitzender des Kirchenvorstands an, sowie die Vorsitzende des Fördervereins, Sabine Neuhaus und der Korbacher Pfarrer Markus Heßler.

 

Seit Februar 2020 wird in der Nikolaikirche gearbeitet. „Unser Ziel ist es, diesen Raum bis Weihnachten 2021 wieder nutzbar zu machen“, sagt Architekt Jürgen Schimmelpfeng, der gemeinsam mit Arno Puy vom Architekturbüro Müntinga und Puy das Sanierungsprojekt vorstellte.

Risse und Schäden am Gewölbe, starke Verschmutzungen an den Mauern und Kirchenfenstern, eine veraltete Heizung, die teilweise nicht mehr funktionierte, sowie eine starre Anordnung der Kirchenbänke waren die Ausgangslage.

Und so wurden in den vergangenen Monaten zunächst der Innenraum freigeräumt, die Mauern von Rissen und Schmutz befreit, auch der komplette Bodenbelag sowie die gesamte Haustechnik erneuert. „Es geht nicht darum, einen Kirchenraum auf über 20 Grad zu heizen wie ein Zuhause“, erklärt Schimmelpfeng, „Wir peilen eine Raumtemperatur von etwa 16 Grad an, um natürlich auch Altar und Wandgemälde des Heiligen Christophorus vor dem Verfall zu schützen.“ Erreicht wird das richtige Raumklima dank einer Kombination aus Warmluftheizung und einer Art Wärmestrahlern unter den Bänken.

Das Kirchengewölbe wurde zudem komplett in einem gedeckten Weiß gestrichen, mit blauen Akzenten an den Säulen und Schusssteinen. „Der farbliche Feinschliff steht aber noch aus und wird gemeinsam mit Denkmalpflege und Kirchenvorstand abgestimmt“, so Schimmelpfeng.

 

Befreit wurde der Kirchenraum auch von etlichen Sitzbänken, um künftig mehr Flexibilität zu erlangen. „Brauchen wir mehr Plätze, können dann vor allem im hinteren Bereich Stühle gestellt werden“, fügt Friz Willems hinzu.

Komplett neu gestaltet wird zudem die Beleuchtung der Kirche. „Hier können in Zukunft für jeden Anlass, entsprechende Lichtakzente gesetzt werden“, erklärt Architekt Arno Puy.

Die Mitglieder des Korbacher Magistrats zeigten sich überzeugt von dem Baufortschritt in der Nikolaikirche. „Das ist wirklich überaus gelungen“, betonte der Korbacher Bürgermeister, Klaus Friedrich.

 

Mit gut zwei Millionen Euro ist die Renovierung und Modernisierung der Korbacher Nikolaikirche veranschlagt. Neben Geldern aus der Denkmalpflege und der Stiftung Kirchenerhaltungsfonds, spielt ebenfalls der Förderverein eine entscheidende Rolle. Er sammelte bislang rund 275.000 Euro an Spendengeldern. Dafür setzt sich nicht zuletzt die Korbacher Künstlerin und Vereinsvorsitzende, Sabine Neuhaus, ein. Sie hat unter anderem einen limitierten Kunstdruck der Korbacher Kirchtürme und des Rathausturms gestaltet, von dem es noch wenige Exemplare zu kaufen gibt und deren Erlös komplett dem Verein zu Gute kommt. „Natürlich freuen wir uns über weitere Unterstützer und Unterstützerinnen, denn noch steht unter anderem die Finanzierung einer neuen Tonanlage aus“, weiß Sabine Neuhaus.

Die Bankverbindungen der Spendenkonten für den Förderverein Nikolaikirche sowie viele weitere Informationen stehen auf der Website der Stadtkirchengemeinde: www.evkirchekorbach.de.

 



"Vielleicht sind wir alle etwas mutiger geworden"

Dekanin Eva Brinke-Kriebel
Dekanin Eva Brinke-Kriebel

Frau Brinke-Kriebel, seit gut einem Jahr leben wir mit Corona. Wie hat sich das Leben und die Arbeit in der Gemeinde seither verändert?

Brinke-Kriebel: Das hat sich natürlich sehr verändert. Vieles, was in den Gemeinden geplant war, musste abgesagt werden. Das fing letztes Jahr an mit den Konfirmationen, die verschoben werden mussten, weil wir anfangs gar keine Gottesdienste anbieten konnten – erst wieder im Mai. Der Sommer war ein bisschen entspannter. Da gab es immer mal wieder Begegnungen, vor allem draußen. In der zweiten Welle wurde es dann für alle wieder dramatischer: Gemeindehäuser wurden geschlossen, alle Treffen von Gruppen und Kreisen wurden abgesagt. Kirchenvorstandssitzungen fanden anfangs gar nicht statt, dann eine Zeitlang mit Abstand und jetzt ist vieles digital. Es ist wirklich gut, dass wir ziemlich schnell die digitalen Möglichkeiten entdeckt haben, die natürlich nicht die persönlichen Begegnungen ersetzen, aber schon die Möglichkeit geben, Absprachen zu treffen und Beschlüsse zu fassen.

 

Gab es am Anfang auch so etwas wie eine Schockstarre? Man kann ja nicht sofort alle möglichen Online-Angebote aus dem Hut zaubern.

Brinke-Kriebel: Die erste große Herausforderung war ja Ostern im vergangenen Jahr. Da gab es ganz viele Gemeinden, die gesagt haben, wir machen es jetzt einfach digital. Ich fand das total überraschend, wie schnell sich die meisten darauf eingestellt haben. Es kamen auch ganz schnell die Ideen, wir kontaktieren unsere Gemeindemitglieder per Brief, machen Gottesdienste in der Tüte, bringen das in die Häuser oder lassen es abholen. Es gab auch viele Outdoor-Angebote, wie beispielsweise Kreuzwege und vieles mehr. Alle Kirchengemeinden waren da sehr kreativ, um irgendwie Ostern feiern zu können.

 

Und wie war das mit den Video-Gottesdiensten? Das kann doch nicht jeder sofort. Gab es Schulungen?

Brinke-Kriebel: Es gab einfach in vielen Kirchengemeinden Menschen, die ihre Talente entdeckt haben. Andere haben sich da richtig reingekniet und sich alles selber beigebracht.

Heßler: Da sind ganze Familien mit reingewachsen, die zu Video-Experten wurden. Viele Sachen sind auch neu entdeckt worden, wie beispielsweise kurze Podcasts. Und Sie haben nach Lähmung oder Schockstarre gefragt ‑ das gab es zu Beginn schon. Manchmal bin ich auch jetzt noch gelähmt — es dauert einfach alles so furchtbar lange… Die Video-Gottesdienste waren natürlich nicht gleich perfekt. Es gab zu Beginn oft nur eine Kameraeinstellung und einen sehr zischelnden Ton, aber trotz allem sind sie angenommen worden.

Brinke-Kriebel: Große Veränderungen gab es natürlich für die Kirchenmusik. Das war ein totaler Einbruch. Die Chöre können bis heute nicht singen und proben. Die Posaunenchöre sind lahmgelegt. Das ist richtig schwierig.

 

Sind in diesem Bereich virtuelle Treffen überhaupt möglich?

Brinke-Kriebel: Unsere Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker versuchen auf jeden Fall, den Kontakt zu ihren Chören zu halten, machen ab und zu mal ein Projekt, das wird dann zusammengeschnitten und im Internet veröffentlicht. Es gibt zudem virtuelle Treffen zu den üblichen Probenzeiten und unsere Kantorin, Frau Kammerer, bietet beispielsweise Vortragsabende über Kirchenmusik an.

Pfarrer Markus Heßler
Pfarrer Markus Heßler

Heßler: Es gibt aber große Sorgen, egal ob in der Arbeit mit Chören, mit Jugendlichen oder auch mit Seniorinnen und Senioren: Kommen die alle wieder? Wie geht es weiter nach Corona? Müssen wir in diesen Bereichen wieder bei null anfangen? Oder ganz anders?

 

Kirche lebt von der Nähe zu den Gemeindemitgliedern, vom Dialog und vom Austausch. Kann Kirche mit digitalen Angeboten diese Nähe überhaupt herstellen? Kann man die Menschen damit wirklich erreichen?

Brinke-Kriebel: Da sind tatsächlich einige Pfarrerinnen und Pfarrer immer wieder durch die Orte gelaufen, haben vor den Fenstern der Menschen ein Lied gesungen und kurze Gespräche geführt. Viele haben sehr viel telefoniert, um den Kontakt zu halten. Das waren nicht nur Anrufe zu Geburtstagen.

 

Rufen Gemeindemitglieder auch mal den Pfarrer an und bitten um Rat oder Beistand?

Heßler: Bei mir haben verhältnismäßig wenige Leute angerufen, aber wenn man sich irgendwo begegnet ist, sind die Gespräche immer länger geworden als zuvor. Wenn ich beispielweise durch die Stadt gehe, dann braucht das viel länger. Es konnten aber leider auch viele Kontakte nicht gehalten werden. Mit dem Dialog ist das wirklich schwierig. Das, was man sonst an der Kirchentür hat, oder im Gottesdienst, fällt weg. Es fehlt der direkte Austausch. Das vermissen auch viele Gemeindemitglieder unsäglich. Das weiß ich.

 

Daran an schließt sich die nächste Frage: In den einen Gemeinden sind Gottesdienste erlaubt, in der Nachbargemeinde nicht. Vielleicht noch mal kurz: Wie begründet sich das?

Brinke-Kriebel: Also, die Kirchenvorstände entscheiden vor Ort, was läuft und was verantwortbar ist. Im Moment gibt es von der Landeskirche die Empfehlung, ab einer Inzidenz von 200 keine Gottesdienste in präsentischer Form anzubieten. Aber auch da könnten sich die Kirchenvorstände darüber hinwegsetzen. Es wird aber immer sehr verantwortungsvoll und sehr intensiv diskutiert.

Ich bin den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern sehr dankbar, dass sie diese schwierigen Entscheidungen treffen, da wird oft gerungen um den richtigen Weg.

Heßler: Ich glaube, das hängt auch sehr von persönlichen Erfahrungen ab, die die Mitglieder aus dem Kirchenvorstand gemacht haben. Da gibt es jemanden, der hatte vielleicht einen Corona-Fall in der Familie. Manche haben es persönlich miterlebt und sind dann sehr betroffen. Es gibt zugleich Leute, die in politischen Gremien mitarbeiten und die schon alle Debatten in ganzer Bandbreite miterlebt haben und damit auch noch mal anders über das Thema denken. Andere haben vielleicht Familienmitglieder, die lungenkrank sind und daher völlig besorgt sind. Und dann gibt es wieder andere, die ganz nüchtern damit umgehen, die vielleicht eine ältere Nachbarin haben, die möchte, dass es endlich wieder Gottesdienste gibt. Alle sind dabei sehr gewissenhaft, aber mit diesen verschiedenen Hintergründen kommen auch die einzelnen Kirchenvorstände zu unterschiedlichen Bewertungen.

Brinke-Kriebel: Und es spielen natürlich auch die örtlichen Gegebenheiten eine Rolle. In einer kleinen Dorfkirche ist es schwieriger Abstände einzuhalten und ein Hygienekonzepte zu entwickeln als in den großen Kirchen. Wichtig ist, dass diese Entscheidungen von der ganzen Gemeinde mitgetragen werden.

Gibt es darauf viele Reaktionen von Gemeindemitgliedern?

Heßler: Ja, da ist die ganze Bandbreite dabei. Von: „Wie könnt ihr so entscheiden? - Die Gottesdienste fehlen!“ Aber auch Reaktionen wie: „Alles richtig gemacht und sehr verantwortungsvoll.“ Es gibt nicht für alle die richtige Lösung.

Brinke-Kriebel: Diese Entscheidungsfreiheit der Kirchenvorstände sieht man ja jetzt auch am Beispiel der Konfirmationen. Es finden derzeit bereits in einigen Gemeinden in ganz kleinen Gruppen Konfirmationen statt, an anderen Orten sind die Konfirmationen verschoben worden bis September. Das alles liegt im Ermessen der Kirchenvorstände, dafür sind sie gewählt.

 

Können die Eltern mitentscheiden?

Brinke-Kriebel: Ja, die meisten Pfarrersleute besprechen das auch mit den Eltern und natürlich mit den Konfirmand*innen. Wenn konfirmiert wird, muss man eben ganz genau überlegen, wie viele Gruppen gebildet werden, wer aus der Familie mit dabei sein soll. Vor Corona hatten wir meist eine Konfirmation am Sonntag. Im vergangenen Jahr waren es im September oft mehrere Termine mit je zwei Konfirmationen am Samstag und zwei Konfirmationen am Sonntag.

Heßler: Und auch die Gottesdienste waren anders. Da haben die Eltern ihren Kindern beim Segen die Hand auf den Kopf gelegt. Das war beispielsweise auch sehr emotional. Die Pfarrerinnen und Pfarrer durften die Kinder ja nicht berühren.

 

Besteht auch die Gefahr, dass sich Menschen in dieser Zeit von der Kirche abwenden?

Heßler: Das ist natürlich eine Sorge, die wir haben, dass sich die Leute an das Ausschlafen am Sonntagmorgen gewöhnen (lacht) und sagen, ich gucke mir auch weiterhin den Gottesdienst im Fernseher oder am Rechner an. Ich bin da unheimlich gespannt darauf, wie das sein wird.

Brinke-Kriebel: Auch die Chorleiter*innen haben Sorge, dass ihnen Sänger*innen wegbrechen, weil sich der ein oder andere vielleicht an den freien Mittwochabend gewöhnt hat.

 

Wird es nach Corona in der Kirche ein WEITER SO geben, oder muss sich etwas verändern?

 

Brinke-Kriebel: Wir müssen uns genau überlegen, welche Angebote wir aus der Corona-Zeit beibehalten können, weil sie einfach gut sind. Wir haben ja beispielsweise auch vor der Pandemie schon die Erfahrung gemacht, dass Gottesdienste an zweiten Feiertagen bei hohen kirchlichen Festen nicht besonders gut besucht waren. Vielleicht ist es dann eine gute Idee, andere Formate anzubieten, wie Osterspaziergänge oder Stationen-Wege, einfach Outdoor-Aktivitäten. Wir haben so viele schöne Sachen entwickelt, die wir weiterhin nutzen sollten, aber nicht zusätzlich zum gewohnten Programm. Wir müssen schauen, was können wir lassen und welche Angebote können wir neu hinzunehmen.

 

Jetzt haben Sie fast schon unsere letzte Frage beantwortet: Was kann Kirche aus dieser Corona-Zeit mitnehmen?

Brinke-Kriebel: Natürlich leben wir als Kirche davon, dass wir uns live begegnen, dass wir auch schief miteinander singen, dass nicht alles perfekt ist. Wir brauchen Orte, wo wir uns begegnen. Nur, wo diese Orte sind, das müssen wir noch mal überdenken, vielleicht müssen wir vielfältiger werden.

Natürlich ist es schön, wenn wir Chöre haben, die sich einmal pro Woche treffen, aber möglicherweise sollten wir auch viel mehr öffentlich singen, auch mal ein Rudelsingen anbieten, wenn Corona vorbei ist.

Ich glaube, dass würde vielen Menschen große Freude bereiten. Oder an Weihnachten, wo ein Gottesdienst auf der Mühlenkopfschanze in Willingen geplant war, der dann doch abgesagt werden musste — das wäre doch toll im nächsten Jahr. Wir sind durch die Corona-Pandemie alle etwas mutiger geworden, was unsere kirchlichen Angebote betrifft. Das ist gut.

 

 

Frau Brinke-Kriebel, Herr Heßler, vielen Dank für das offene Gespräch.

 



Luther zeigt Zivilcourage vor dem Wormser Reichstag

2021 feiern die Protestanten den 500. Geburtstag der großen Worte „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders“, mit denen sich Martin Luther vor dem Wormser Reichstag weigerte, seine revolutionären Ideen zu widerrufen. Eine Sternstunde für Zivilcourage, Haltung und Mut. Dieses Ereignis, bei dem sich der Reformator auf sein Gewissen, die Bibel und die Vernunft berief, soll groß gefeiert werden. Mit der Frage: „Welchen Luther-Moment brauchen wir heute?“.

Am 17. April 1521 steht Martin Luther auf dem Wormser Reichstag vor dem Kaiser und wichtigen Repräsentanten der Kirche. Er erwartet, dort einige umstrittene Thesen diskutieren zu können, wird aber harsch aufgefordert, alle seine Veröffentlichungen zu widerrufen. Entsetzt bittet der Reformator um Bedenkzeit. Einen Tag später wird er erneut vorgeladen und erklärt – jetzt gefasster –, dass er mit Rücksicht auf sein Gewissen, den Verstand und die Bibel nicht widerrufen wolle. Berühmt geworden sind dabei seine (nicht gesicherten) Worte „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders!“

Diese Widerrufsverweigerung gilt als eine „Sternstunde“ der Menschheitsgeschichte,

 

 

weil Luther es wagt, als einzelner den bisherigen Garanten für Wahrheitsvermittlung öffentlich zu widersprechen … weil ein Mann den Mut aufbringt, unter Lebensgefahr (tatsächlich wird Luther wenig später mit der Reichsacht belegt und damit für vogelfrei erklärt) auf seine Meinungsfreiheit zu pochen und zu seinen Überzeugungen zu stehen; und das nicht aus Trotz oder Willkür, sondern weil er den Weg der damaligen Kirche aus für ihn eindeutigen Gründen für falsch hält.

 

Martin Luther wird damit ein Vorreiter für Werte, die auch heute in der gesellschaftlichen Diskussion immer wichtiger werden: Standhaftigkeit, Zivilcourage und Haltung. Zudem stellt sich zum 500. Jubiläum dieses historischen Ereignisses die Frage, wofür Menschen im 21. Jahrhundert einstehen können und sollten – und was ihnen den Mut geben könnte, zum Wohle aller ihre Stimme gegen Unrecht und Gewalt zu erheben. Für den Reformator zumindest war klar, dass so ein Engagement immer auch einen Glaubensakt darstellt, das Fördern dessen, „was Christum treibt“, nämlich die Liebe Gottes.

Luthers Weigerung, seine kirchenkritischen Thesen auf dem Wormser Reichstag zu widerrufen, hat Geschichte geschrieben – nicht nur, weil sie letztlich zur Gründung der protestantischen Kirche führte, sondern auch, weil sie deutlich macht, was ein einzelner standhafter Mensch verändern kann.

 

Der Reformator Martin Luther wusste, dass ihn seine Haltung das Leben kosten konnte, aber er war sosehr davon überzeugt, dass er die Botschaft der Bibel richtig verstand, dass er bereit war, seine ganze Existenz in die Waagschale zu werfen. Anders ausgedrückt: Die Werte, für die er stand, waren ihm wichtiger als sein individuelles Schicksal.

Vermutlich ist dieses Einstehen für grundsätzliche menschliche Ideale eines der markantesten Kennzeichen für Zivilcourage und Haltung.

Kein Wunder, dass sich Luther deshalb nicht nur auf die Bibel, sondern auch auf seinen Verstand und sein Gewissen berief, also auf Instanzen, die er als höher und wesentlicher empfand als den Kaiser und die Vertreter der damaligen Kirche.

Entscheidend ist zudem, dass Luther in Worms allein mit eindrucksvollen Worten etwas bewirken konnte. Denn auch die Gewaltlosigkeit zeichnet fast alle großen „Weltverbesserer“ aus: von Martin Luther King über Gandhi, von Nelson Mandela bis Sophie Scholl oder von Greta Thunberg bis Edward Snowden. Sie alle stehen für einen verbal klaren, aber nicht aggressiven Einsatz für das Gute.

Sieht man Luther in diesem Sinn als einen Vorreiter für eine standhafte und zugleich friedfertige Auseinandersetzung mit den Missständen der Gesellschaft, dann stellt sich natürlich die Frage, wo und wann auch im 21. Jahrhundert Zivilcourage gefragt ist. Oder anders ausgedrückt: „Was ist mein Luther-Moment?“ Dieser Frage wollen die Feierlichkeiten zum Reichstag nachspüren.



Paten für Wasserspeier am Kilian gesucht


 

23.03.2021 Seit einigen Wochen sind zwei Areale rund um die Korbacher Kilianskirche abgesperrt: ein Bereich um das Südportal, ein weiterer an der Nordseite. Nach gründlicher Prüfung einer Spezialfirma im vergangenen Herbst, weisen vier Wasserspeier deutliche Risse auf, eine Fiale wurde aus Sicherheitsgründen bereits heruntergenommen und wird derzeit in der kleinen Kapelle der Kirche zwischengelagert.

 

Viele Korbacherinnen und Korbacher erinnern sich noch sehr genau an das Altstadt-Kulturfest im Sommer 2015, als bei einem heftigen Gewittersturm eine Fiale vom Turm der Kilianskirche krachte. Wie durch ein Wunder wurde damals niemand verletzt. Die Kirchengemeinde war alarmiert und ließ fortan das Gebäude und seine Verzierungen regelmäßig auf Risse prüfen. Im Herbst 2020 schlugen die Fachleute erneut Alarm: Vier der Wasserspeier sind nicht mehr fest mit dem Gebäude verankert, eine Fiale im Chorbereich wurde bereits in Sicherheit gebracht.

 

Markus Hessler, Pfarrer am Kilian, hat einen besonderen Bezug zu den fabelhaften Wesen. „Besonders bei dem wasserspeienden Mönch stellt sich mir die Frage, ob er etwas mit dem Gebäude oder mit Korbach zu tun hatte, ob er eine besondere Rolle spielte?“

Eine Frage, die noch keiner richtig beantworten konnte.

 

 

Aber gerade dieser Mönch an der Südseite sitzt, wie drei weitere Figuren, nicht mehr fest am Dachsims. Schon vor etlichen Jahren wurde er zwar mit einer martialisch anmutenden Halterung am Hals versehen. Aber auch diese hat sich mittlerweile gelockert und bietet keine Sicherheit mehr.

 

Mit rund 60.000 Euro Kosten für die Absicherung und Befestigung der Wasserspeier und der Fiale rechnet nun die Stadtkirchengemeinde. „Eine Summe, die wir natürlich nicht so einfach aufbringen können“, betont Markus Heßler. Deshalb sucht die Kiliansgemeinde Paten, die für den Erhalt der Wasserspeier spenden.

„Das können Privatpersonen sein, aber auch Vereine und Unternehmen, die uns durch ihre Verbundenheit zur Kilianskirche helfen.“ Den Auftakt zur Spendenaktion haben bereits Anfang des Jahres die Korbacher Weihnachtfreunde gemacht. Sie überreichten einen Scheck über 300 Euro.

 

Eine Alternative zur Instandsetzung der Figuren und der Fiale gebe es nicht, betont Pfarrer Heßler. „Wenn wir das Geld nicht aufbringen, müssen die Wasserspeier aus Sicherheitsgründen abgenommen werden.“

Denn vor allem die abgesperrte Zufahrt zum Gemeindehaus bereite Probleme. Doch eine Kilianskirche ohne Wasserspeier scheint undenkbar. Sie prägen das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert auf ganz besondere Art.

 

Bereits in der Romanik, später auch in der Gotik und in der Renaissance verwendeten die Bauherren besonders bei größeren Kirchengebäuden häufig dämonische Gestalten oder Tiere zum Ablauf des Regenwassers. Die Wasserspeier haben den Ruf, Beschützer zu sein. Ihr dämonisches Aussehen soll Geistern und Dämonen einen Spiegel vorhalten, sie vergraulen, und somit Kirchen und Klöster vor bösen Mächten schützen.

Weitere Fragen zur Spendenaktion beantworten gerne: Pfarrer Markus Heßler (Tel. 05631-2595) oder Fritz Willems (Tel. 05631-65233) .

 

Die Bankverbindung:

Stadtkirchengemeinde Korbach

Verwendungszweck: Wasserspeier Kilian Korbach

Waldecker-Bank eG Korbach

IBAN: DE51 5236 0059 0000 0340 96

BIC: GENODEF1KBW

 



Neue Referntin für Öffentlichkeitsarbeit

Der Kirchenkreis Twiste-Eisenberg hat eine neue Referentin für Öffentlichkeitsarbeit: Seit März ist Kerstin Kleine Ansprechpartnerin für alle Themen rund um die Kommunikation.

 

Die gebürtige Bad Wildungerin ist seit vielen Jahren mit einer Agentur für PR und Kommunikation selbstständig. Nach Abitur und Studium der Theater- und Medienwissenschaften volontierte sie bei der Waldeckischen Landeszeitung in Korbach, wo sie im Anschluss acht Jahre als Redakteurin, später freiberuflich, arbeitete. Öffentlichkeitsarbeit beim Landkreis Waldeck-Frankenberg und der und der Touristikservice Waldeck-Ederbergland, Event-Marketing, das Erstellen von Stadtportraits und die Mitarbeit in der

 

Kerstin Kleine       Foto: David Heise
Kerstin Kleine Foto: David Heise

Korbacher Werbeagentur „Campagner“ geben ihr das Rüstzeug für die neue Aufgabe im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg.

 

Als Pressesprecherin für den Hessentag 2019 war Kerstin Kleine für die Kommunikation der Stadt Bad Hersfeld zuständig, für die Bad Hersfelder Festspiele arbeitet die gelernte Redakteurin seit über sechs Jahren unter anderem in der Kommunikation mit Sponsoren und Förderern.

 „Im Waldecker Land und im Kirchenkreis bin ich fest verwurzelt. In der Korbacher Kilianskirche habe ich geheiratet, dort wurden unsere Kinder getauft“, sagt sie. Ihr Hauptaugenmerk will Kerstin Kleine darauf ausrichten, Kirche ein Stück transparenter zu gestalten und Kirche als Ort des Austauschs weiterzuentwickeln.

„Das ist gewiss gerade in dieser Zeit nicht einfach, aber ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung und habe stets ein offenes Ohr für Ideen und Anregungen, die den Kirchenkreis betreffen.“

 

Kontakt über Mail: kerstin.kleine@ekkw.de.



Brockensammlung Bethel: nachhaltig und transparent

Viele Gemeinden rufen derzeit wieder zu Kleiderspenden für Bethel auf. Auch im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg sind die Lastwagen mit der großen Bethel-Aufschrift unterwegs und fahren Gemeindehäuser an. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Brockensammlung und was geschieht mit den Kleidungsstücken? Auch im Kirchenkreis werden diese Fragen häufig gestellt – Wir haben nachgefragt und mit Elke Zebrowski gesprochen. Sie ist zuständig ist für das Marketing der Brockensammlung Bethel mit Sitz in Bielefeld.

 

Frau Zebrowski, eine Frage, die sich viele Menschen stellen: Wohin kommen die gebrauchten Kleidungsstücke, wenn sie von den Bethel-Mitarbeiter*innen abgeholt wurden?

Die Kleidung wird direkt von uns in die Sortierbetriebe in die Niederlande weitergeleitet. Dort wird alles von Hand sortiert und in etwa 250 Kategorien eingeteilt. Das könnte hier in Bielefeld keiner mehr leisten. Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass wir dem Dachverband „Fairwertung“ angeschlossen sind, damit auch garantiert werden kann, dass jeder Schritt absolut transparent ist. Aber auch in Bethel direkt können Kleiderspenden abgegeben werden. Diese Stücke werden hier vor Ort sortiert und kommen im besten Fall als Ware in den Secondwhand-Verkauf der Brockensammlung in Bielefeld-Bethel.

 

Wieviel Kleidung etwa wird pro Jahr für Bethel gesammelt?

Es kommen rund 10.000 Tonnen pro Jahr zusammen, die in ganz Deutschland gesammelt werden. Und da ist alles dabei. Die wirklich brauchbaren Sachen gehen in den Second-Hand-Verkauf. .

 

Dann gibt es aber auch Kleidung von so schlechter Qualität, die man noch nicht mal zu Putztüchern verarbeiten kann. Diese Fasern gehen z.B. in die Herstellung von Dämmmaterialien. Leider sind die Qualitäten dank „Fast Fashion“ oft so schlecht, dass ca. 8 bis 10 Prozent thermisch verwertet werden müssen.

 

In der Kritik steht oft auch der Transport von Second-Hand-Kleidung nach Afrika. Dort würde durch den Import der abgelegten Ware aus den reichen Ländern die einheimische Textilindustrie zunehmend zerstört. Haben Sie dazu Informationen?

Der Niedergang der Textilindustrien in afrikanischen Ländern hat vielschichtige Gründe:

Internationale Handelsabkommen, wie beispielsweise das Welttextilabkommen (1995) und der African Growth and Opportunity Act (2000), begünstigten die Entstehung der Textilindustrie in bestimmten Ländern Afrikas. Nachdem diese Abkommen ausliefen, verschwand auch die lokale Textilindustrie. Dies geschah jedoch unabhängig vom Import der Gebrauchtkleidung. In den vergangenen Jahrzehnten verlagerte sich die internationale Textilindustrie weitgehend nach Asien und fand dort kostengünstige Produktionsstätten.

Um diese Thematik noch besser beurteilen zu können, startete FairWertung 2003 mit finanzieller Hilfe des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) das zweijährige „Dialogprogramm Gebrauchtkleidung in Afrika“. FairWertung führte dabei zahlreiche Marktuntersuchungen und Interviews in Tansania, Kamerun und Mali durch. Darüber hinaus kamen Rückmeldungen aus weiteren afrikanischen Ländern.

Das Ergebnis: Secondhand-Kleidung ist unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen in vielen afrikanischen Ländern nicht wegzudenken. Hauptgrund ist die geringe Kaufkraft. Außerdem gibt es kein ausreichendes und erschwingliches Bekleidungsangebot aus lokaler Produktion. Die auf den Märkten angebotene Neuware kommt überwiegend aus China, ist aber oft von minderer Qualität. Die Kunststofffasern sind für die klimatischen Bedingungen in Afrika obendrein ungeeignet.

Secondhand-Kleidung ist daher weit verbreitet. Der Handel mit Gebrauchtkleidung verschafft Vielen Arbeit und Einkommen. Auch viele Schneiderinnen und Schneider leben vom Umarbeiten oder „redesign“ von Gebrauchttextilien.

Und wie genau läuft das jetzt mit der Bezahlung an Bethel?

Die Sortierbetriebe vergüten uns zum Kilopreis. Hierbei gilt, je hochwertiger die Spende, desto höher sind die Erlöse, die mit ihr erzielt werden können. Von daher freuen wir uns immer sehr, neuwertige Spenden zu bekommen.

Die Erlöse gehen bei uns zu 100 Prozent in die Bodelschwinghschen Stiftungen, die unsere Einrichtungen finanzieren.

Macht sich die Wegwerfmentalität bei Kleidung auch für Sie bemerkbar?

Natürlich merken wir das. Die Erlöse für die Kleidung werden geringer. Und Sie können mir glauben, manche Sachen, die in der Brockensammlung landen, sind noch nicht mal mehr getragen. Die werden gekauft, weil sie so billig sind. Und am Ende landet diese Kleidung dann in der Kleidersammlung. Die Energie zur Herstellung von Billigkleidung, die letztlich ungetragen ist und zu guter Letzt auch noch entsorgt werden muss, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen dieser Kleidung. Von Nachhaltigkeit und einem verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, kann man da wirklich nicht sprechen.

 

Zum Abschluss noch mal die Frage: Woher kommt eigentlich der Begriff der Brockensammlung?

Als der damalige Bethel-Leiter, Pastor Friedrich von Bodelschwingh, seinen ersten Spendenaufruf versandte, ahnte er nicht, dass er damit eine über 130-jährige Erfolgsgeschichte schreiben würde. Die Freundinnen und Freunde Bethels gaben in der entbehrungsreichen Zeit das, was sie erübrigen konnten. Sie spendeten reichlich, und Bethel nahm alles, angefangen vom kaputten Kochtopf bis hin zum Stuhl mit drei Beinen.

 Mit seinem Leitspruch, der auch noch heute gilt, hatte Pastor Bodelschwignh Jesus zitiert. Jesus soll nach der Bewirtung der 5.000 Menschen am See Genezareth gesagt haben: „Sammelt die übrigen Brocken, auf das nichts umkomme“. Heute ist es dann eben nicht Brot, wohl aber gute und tragbare Kleidung, die als die „übrigen Brocken“ von der Brockensammlung Bethel für bedürftige Menschen gesammelt werden.

 

Frau Zebrowski, herzlichen Dank für die Infos.                                                                                                                    (Text: Kerstin Kleine)

 



Jugendarbeit: 300 Postkarten an den Landrat

"Unser Alltag steht Kopf" - Petra Ullrich mit den Postkarten der Aktion für die Jugendlichen. Foto: pr.
"Unser Alltag steht Kopf" - Petra Ullrich mit den Postkarten der Aktion für die Jugendlichen. Foto: pr.

Auf Initiative der evangelischen Jugend Hessen haben bereits im vergangenen Jahr auch die Gemeindereferent*innen im Bereich Jugendarbeit des Kirchenkreises Twiste-Eisenberg mit Kindern und Jugendlichen Gedanken und Wünsche zusammengetragen und Postkarten auf den Weg geschickt. Die Aktion lief unter der Überschrift: Wir sind #zukunftsrelevant.

„Wir wollten ein Zeichen setzen in Zeiten von Corona und daran erinnern, dass auch

 

„Wir wollten ein Zeichen setzen in Zeiten von Corona und daran erinnern, dass auch Kinder und Jugendliche von den Einschränkungen massiv betroffen sind", sagt eine der Initiator*innen, Petra Ullrich, Gemeindereferentin im Bereich Jugendarbeit aus Bad Arolsen.

Etliche Karten sind während virtueller Treffen mit Jugendlichen in den einzelnen Gemeinden entstanden, andere Jugendarbeiter waren in Schulen und haben dort Kinder und Jugendliche motiviert, ihre Gedanken aufzuschreiben.

 

Was die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 18 Jahren am meisten in der Corona-Pandemie bewegt?

 

„Keine Freunde treffen zu können“ haben viele der Jugendlichen angeführt. „Masken in der Schule tragen“, findet ebenfalls ein hoher Prozentsatz der Absender als sehr belastend. Aber auch Themen wie „volle Schulbusse“, „keine Vereinsaktivitäten“ und ebenso die fehlenden Möglichkeiten, seinen Hobbies nachzugehen, sind Punkte, die auf den Karten zu lesen sind.

 

Diesen Gedanken Ausdruck zu verleihen, spiele gerade in einer Situation wie dieser eine wichtige Rolle, ist sich Landrat Dr. Reinhard Kubat sicher. „Wir möchten deutlich machen, dass wir die Sorgen und Wünsche unserer Kinder und Jugendliche hören und wahrnehmen“, so der Kreishauschef.

 

20 Jahre in der Jugendarbeit

Seit 20 Jahren ist Petra Ullrich, Dipl. Sozialarbeiterin, in der Jugendarbeit im Kirchenkreis Twiste-Eisenberg aktiv. Derzeit ist die Massenhäuserin für Projektarbeit in der Evangelischen Jugend zuständig.

"Das Schöne daran ist, dass ich in all den Jahren meine Begabungen ausleben  und sie an die Kinder und Jugendlichen weitergeben konnte", sagt sie.

“Natürlich hat sich meine Arbeit im Laufe der Jahre verändert. Die Verbindlichkeit der jungen Menschen ist anders geworden und vielen fällt es schwer, kontinuierlich bei einer Sache zu bleiben. Schule bis nachmittags und etliche andere Angebote tun ihr Übriges dazu", weiß die Sozialarbeiterin. Aber sie sagt auch: "Die Bedürfnisse in dieser Altersgruppe sind gleichgeblieben. Und wenn ich nur ein paar der Jugendlichen aus unseren Gruppen in die Spur gebracht habe..., dann hat sich doch der ganze Einsatz gelohnt", blickt Petra Ullrich zurück.

Der Kirchenkreis gratuliert ihr herzlich und freut sich auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit!

 



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Unser Ansprechpartnerin:

Kerstin Kleine

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

im Kirchenkreis Twiste -Eisenberg

kerstin.kleine@ekkw.de